Bei Quantified Self Enthusiasten sind Wearables wie Actvitiy Tracker schon seit Jahren beliebt und mittlerweile erfreut sich das Thema auch bei einer breiteren Masse großer Popularität. Trend-Analysten haben 2014 zum Jahr der Wearables ernannt und Fitness-Armbänder, Smartwatches und Datenbrillen werden mit zunehmendem Interesse und Eifer diskutiert. Einer Studie von ABI Research zufolge soll der Absatz der Wearables in diesem Jahr auf 90 Millionen verkaufte Geräte gegenüber 50 Millionen im Vorjahr ansteigen. Die treibende Rolle hierbei spielen auch 2014 Sport- Activity- und Gesundheits-Tracker welche mittlerweile in verschiedensten Varianten angeboten werden. Smartwatches und Datenbrillen erobern sich hingegen erst langsam ihren Markt im Mainstream – hier fehlt noch eine echte Killer-Applikation welche die Produkte für Pivatanwender interessant macht. Dennoch ist eine Entwicklung hin zu technisch immer ausgereifteren Wearables auszumachen – dabei kann man folgende Trends beobachten:
1. Wearables werden immer smarter
Einfaches Aktivitäts-Monitoring und die Berechnung der verbrauchten Kalorien reichen bei der neuesten Generation von Trackern nicht mehr aus. Geräte wie der Fitbit Force, das LG Lifeband oder das Razer Naibu informieren auch über eingehende Nachrichten auf dem Smartphone und wollen neben der Fitnessfunktion auch Vorteile in der Kommunikation ermöglichen. Razer’s Naibu kann dafür gleich mit zwei Displays aufwarten – ein „öffentliches“ auf der Oberseite und ein „privates“ auf der Unterseite welches von der eigenen Hand vor unerwünschten Blicken geschützt wird. Sony’s Smartband hingegen erlaubt die Steuerung des Smartphones über einen Tap-Befehl. Je nach Einstellung kann damit die Musik auf dem Smartphone gesteuert oder eingehende Anrufe angenommen bzw. abgelehnt werden. Ähnlich wie bei einer Smartwatch kann so das Smartphone in der Tasche bleiben wenn nur einfache Aktionen ausgelöst werden sollen.
2. Design und Usability werden zum Erfolgskriterium
Neben der reinen Funktion spielt das Design eine immer größere Rolle. Deshalb positionieren sich immer mehr Wearables als modische Gadgets und punkten mit hochwertigen Materialien und schicker Optik. Tracker wie der Misfit Shine bestehen daher aus hochwertigem Aluminium und können, wie man es von Schmuck gewohnt ist, als Brosche, Armband oder Halskette getragen werden. Fitbit hingegen kündigte kürzlich eine Kooperation mit der amerikanischen Designerin Tory Burch, um modische Armbänder und Halsketten als Zubehör für den Activity Tracker Flex anzubieten. Der Trend zur schicken Optik ist auch am Armband June des französischen Hersteller Netatmo zu erkennen. In der Optik eines Modesteins befindet sich ein UV-Sensor der seine Träger vor zu langem Sonnenbaden warnt.
Nicht nur das Design ist entscheidend für den Erfolg von Wearables, auch die Notwendigkeit sie regelmäßig aufladen zu müssen stört viele Anwender. Deshalb statten immer mehr Hersteller ihre Wearables mit Knopfzellen für die Energieversorgung aus, um einen pflegeleichten Betrieb ihrer Wearables zu ermöglichen. Angefangen hat dieser Trend mit dem Activity-Tracker Fitbit Zip, Misfit Shine und viele andere Hersteller haben die praktische Lösung mittlerweile aufgegriffen. Das kürzlich vorgestellt Modell VivoFit von Garmin soll es mit zwei Batterien sogar auf eine Laufzeit von einem ganzen Jahr bringen. Die Hersteller von Smartwatches können von solchen Werten nur träumen und bringen es oft nur auf eine Laufzeit von wenigen Tagen. In den Forschungslaboren von Apple und Nokia wird daher ein Griff in die Trickkiste gewagt und die zukünftigen Uhren sollen sich einen Teil ihrer benötigten Energie durch die Bewegungen ihrer Nutzer oder integrierte Solar Panels holen. Bis die Technologie tatsächlich Marktreif wird, könnte noch einige Zeit vergehen. Intel möchte die Nutzung der Wearables deshalb durch kabelloses Aufladen vereinfachen. Diese werden nach dem Tragen ganz einfach in eine Schale gelegt in welcher sie per Induktion mit frischer Energie werden.
3. Self-Tracking bis in die Details
Self-Tracker müssen sich schon bald nicht mehr mit der Anzahl ihrer Schritte zufrieden geben. Neue Modelle bringen die Aufzeichnungen auf das Snowboard, ins Fitnessstudio oder erfassen mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecken. Auch dem seit einem Jahr erhältlichen High-Tech Tracker Basis Band hat der Hersteller im Laufe der letzten Monate immer schlauere Algorithmen spendiert. Mittlerweile unterscheidet er vollautomatisch unterschiedliche Arten von Aktivität wie Gehen, Laufen oder Radfahren. Auch der Schlaf wird von der Uhr mit ihren zahlreichen Sensoren automatisch erfasst wobei neben der Schlafdauer auch die Länge von Leicht- Tief- und REM-Schlaf erkannt werden. Sony’s Smartband soll hingegen ein ganzheitliches Lifelog erstellen. Neben den Schritten erfasst das Band auch die mit Spielen, Musikhören und Videos auf dem Smartphone verbrachte Zeit. Zusätzlich können mit einem Tap auf das Armband besonders wertvolle Moment mit einem Lesezeichen versehen werden und Kontextinformation wie Kalendereinträge, Bilder die in sozialen Netzwerken gepostet wurden und viele mehr werden im Lifelog gespeichert. Lumo’s Lift kombiniert das Activity Tracking hingegen mit einer Überwachung der Körperhaltung und möchte so zu einer aufrechteren Haltung und einer positiveren Ausstrahlung verhelfen. Auch für Kraftsportler wird es zukünftig möglich sein ihr Workout zu analysieren. Die Geräte von Push und Atlas erfassen dazu die Übungen im Fitnessstudio und erlauben es dadurch die Anzahl der geschafften Wiederholungen wie auch die Zunahme der Muskelkraft nachzuvollziehen.
http://www.youtube.com/watch?v=euGH_ak54Dc
4. Übergang zu tragbaren Multifunktionscomputern
Sport- und Gesundheitsfeatures sind derzeit die beliebtesten Funktionen bei Wearables, weshalb die entsprechenden Produkte den Markt 2013 mit einem Anteil von 97% dominiert haben. Auch Smartwatches bieten Funktionen wie den Schrittzähler zum Download und mit Samsungs Galaxy Gear lassen sich Fitnessübungen per App aufzeichnen. Zukünftige Modelle werden ähnlich wie das Basis Band auch Informationen zur Körpertemperatur, Puls und Schlaf sammeln und über ein Smartphone-ähnliches Interface verschiedenste Anwendungen ermöglichen. Kalender, SMS und Mail auf den kleinen Uhrendisplay sind jedoch für wenige Anwender ein überzeugende Kaufargument weshalb die Smartwatch Hersteller auch weiter nach sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten für ihre tragbaren Multifunktionscomputer suchen. Schelle Informationsabfragen per Sprachbefehl, Assistenzdienste wie Google Now und Siri sowie Navigation könnten einen echten Mehrwert am Handgelenk liefern. Kombiniert man dies mit Funktionen zur Heimautomation sodass Haustüren geöffnet, Lichter gesteuert und die Heizung kontrolliert werden können, entsteht eine leistungsstarke Plattform die den Alltag einfacher und komfortabler macht. Bis dahin müssen jedoch noch einige technische Hürden auf dem Weg zur praktischen und attraktiven Smartwatch genommen werden und die vernetzten Heimgeräte eine größere Verbreitung finden.
Datenbrillen wie Google Glass werden für Privatanwender auf absehbare Zeit eher ein untergeordnete Rolle spielen. Der Vorteil der permanten Verfügbarkeit von Informationen wird eher im professionellen Einsatz zum Tragen kommen und die Arbeit von Ärzten, Lagerarbeiten oder Polizisten vereinfachen. Erste Studien in New York haben belegt dass durch die Aufzeichnung von Polizei-Einsätzen mit Google Glass unangemessnes Verhalten zurückging – nicht nur die Zivilisten sondern auch die Polizisten hätten sich aufgrund der Überwachung konstruktiver Verhalten.
5. Smarte Textilien verschmelzen Kleidung mit Elektronik
Auch die Integration von Sensoren in Textilien findet zunehmend Verbreitung. Unternehmen wie OMSignal statten ihre Shorts und Shirts mit Textilelektroden aus, um Puls, Atmung und Muskelspannung direkt über die Haut zu erfassen. Patienten und Sportler sollen so noch genauere Messwerte bekommen. Herz-Kreislauf-Patienten könnten so intensiv überwacht und vor einem drohenden Herzinfarkt gewarnt werden. Mit der Sportler-Kleidung von Athos lassen sich nicht nur die Leistung eines Athleten präzise erfassen. Auch die Bewegungsabläufe beim Radfahren, Kraftsport oder Yoga könnte damit analysiert und neue Coaching-Dienste entwickelt werden. Aufgrund der hohen Preise wird die Technologie zunächst jedoch ambitionierten Sportlern und Risiko-Patienten vorbehalten bleiben.
6. Wearables dringen in alle Lebens-Bereiche vor
Blickt man etwas weiter in die Zukunft geht es nicht mehr um einzelne Geräte wie Activity Tracker, Smartwatches oder Datenbrillen. Funk- und Sensor-Technologien werden dann in diversen Wearables integriert, erfassen unterschiedliche Messwerte und tauschen sie untereinander aus. Je nach Anforderung schließen sich die Geräte dann spontan zu einem Netzwerk zusammen, um gemeinsam noch mehr Funktionalität zu liefern. Eine Brosche oder Halskette misst die Körperhaltung und gibt mit Hilfe einer Smartwatch oder Datenbrille direktes Feedback wie wir unsere Haltung verbessern können. Smarte Ohrhörer wie The Dash versorgen uns kabellos mit Musik und messen dabei Puls, Körperkerntermperatur und Blutsauerstoff. Solo sind die Ohrhörer dann ein tolles Hilfsmittel für Ausdauersportler, die ohne Brustgurt oder sonstige Technik ihr Training verbessern und zugleich Musik hören wollen. In Verbindung mit einem Smartphone lassen sich die mit solchen Ohrhörern gemessenen Werte in Echtzeit auswerten, um aus dem Netz gestreamte Musik an unsere momentane emotionale Verfassung anzupassen.
Aber auch selbstfahrende Autos könnten die Daten der Wearables zu unserem Befinden überprüfen, um unsere Fahrtüchtigkeit sicherzustellen oder zu unserem eigenen Schutz den Autopilot zu aktivieren. Kommen wir Abends nach Hause, weiß unsere Wohnung bereits ob wir Entspannung suchen oder Energie für weitere Aktivitäten aktiviert werden soll. Wohlinformiert empfängt uns unsere Wohnung mit einer passenden Atmosphäre aus Licht, Musik und Duft. Die Daten der Wearables bilden dann die Grundlage einer Vielzahl von Komfort- Sicherheits- und Gesundheitsfunktionen und ermöglichen es, dass sich unsere Umwelt immer besser auf unsere Bedürfnis einstellt. Bis es soweit ist, dürften noch einige Jahre vergehen. Bei den Wearable der Gegenwart, den Activity Trackern und Smartwatches, gibt es bereits heute ein breites Angebot. Die gängigsten Modelle habe ich im Acitvity-Tracker-Überblick und im Smartwatch-Überblick vorgestellt.
Bilder: GER Mood Sweater, Intel, Netatmo, The Ohio State University Wexner Medical Center
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Klasse Beitrag!
Danke!