Durch meinen regelmäßigen Kontakt mit der Presse im Zusammenhang mit Quantified Self erhalte ich einen guten Einblick wie es um den Zugang zu technologischen Innovationen in Deutschland bestellt ist. Kein Interview vergeht, in dem ich nicht auf die Gefahren bei der Veröffentlichung von Vitalitätswerten im Internet angesprochen werde. Selbst habe ich noch keinen Schaden daran genommen, dass ich die Anzahl der pro Woche gelaufenen Schritte auf meinem Twitter Account veröffentliche. Dass mein Blutdruck, Gewicht und andere persönlichen Informationen nichts in der Öffentlichkeit verloren haben, versteht sich für mich und die meisten anderen die solche Werte regelmäßig erfassen von selbst. Dass ein großer Unterschied zwischen dem Posten einer sportlichen Aktivitität oder dem Bild einer Mahlzeit und der privaten und selbstverantwortlichen Beobachtung von Gesundheitsinformationen wie Blutwerten oder dem persönlichen Genesungsverlauf gibt, liegt jedoch scheinbar häufig außerhalb des Vorstellungsvermögens und wird auf der Suche nach Sensationen völlig indifferent missachtet.
Stattdessen werde ich regelmäßig mit dem, von einer phantasiebegabten Dame entworfenen Szenario einer Gesundheitsdiktatur konfrontiert, welches Menschen die Wahlfreiheit in Ihrer Lebensweise nimmt. Zur Vermarktung Ihres Romans erzeugt die Autorin Angst vor technologischen Innovationen, welche Menschen zu einer gesünderen Lebensweise motivieren und eine bessere medizinische Betreuung ermöglichen. Dass sie mit dieser in Deutschland nicht seltenen Verschlossenheit gegenüber Veränderungen bald nur noch wenig Aufmerksamkeit erzielen wird, ist der Globalisierung der Märkte zu verdanken. Firmen wie Nike richten ihre Strategie immer stärker auf die Einbeziehung digitaler Dienste aus, sodass sie mit ihrer Marketingmacht die Bedenken Angst verbreitender Autoren schon bald überstimmen werden. Traurig ist der aktuelle Pessimismus daher insbesondere für den Wirtschaftsstandort Deutschland, welcher bei den Wachstumsmärkten im digitalen Bereich immer mehr an Boden verliert.
Dabei sind die Miesmacher oft nicht mehr als der Bestandteil eines Generationenkonflikts. So können viele junge Erwachsene die Bemühungen um den Schutz der Privatsphäre schon längst nicht mehr nachvollziehen. Firmen wie Facebook sind getrieben von der Vision einer offeneren Gesellschaft und haben mit der Umsetzung dieses Ideals bald eine Milliarde Nutzer gefunden. Die bei dem sozialen Netzwerke vorliegenden Informationen schaffen neue Möglichkeiten, die Welt mit der Unterstützung seiner Freunde zu entdecken und sind der Grundbaustein vieler Innovationen auf dem Weg zu einer transparenteren Welt. Ein ähnlich großes Potential wird derzeit von Entwicklern, Startups und etablierten Unternehmen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen erschlossen. In unserer freien Gesellschaft kann man diese Möglichkeiten für sich nutzen oder darauf verzichten. Doch wenn man schon keinen Zugang zu den neuen Chancen entwickelt, muss man diese dann schlecht reden und sich selbst als von gestern entlarven? Als Optimist mit dem festen Glauben an das Potential der Menschheit habe ich keine Angst vor einer Gesundheitsdiktatur. Das einzige was mir Sorge macht, sind Menschen, die ihren Mitmenschen so wenig Selbstbestimmung und demokratischen Willen zutrauen, dass sie eine Gesundheitsdiktatur für möglich halten.
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