Die Venu SQ ist Garmins Einstiegsmodell. Das merkt man vor allem am einfachen Kunststoffgehäuse und dem kleinen Display der Smartwatch. Keine Kompromisse macht Garmin bei den umfangreichen Sport- und Gesundheits-Funktionen. Lediglich die Genauigkeit des Schlaf-Trackings lässt zu wünschen übrig. Die Batterielaufzeit hingegen ist vorbildlich. Unter Sportlern gilt die Venu SQ zurecht als absoluter Preis-Tipp.
Inhalt
Design und Verarbeitung der Venu SQ
Die Venu SQ ist Garmins günstigste Smartwatch und hebt sich von Garmins höherwertigen Modellen ab. Anstelle eines großen, runden Displays hat die Venu SQ ein eckiges Format, wie man es bei Apple oder Fitbit findet. Bei den Komponenten geht Garmin jedoch einen anderen Weg als die Mitbewerber. Statt aus Metall besteht das Gehäuse der Venu SQ aus günstig wirkendem Kunststoff.
Aufgewertet wird die Optik durch einen metallischen Rahmen um das Display. Dieses fällt mit 1,3″ eher klein aus und wird von einem breiten Rand umgeben. Für eine Smartwatch die ihre Stärken vor allem beim Sport ausspielt, gehen Design und Verarbeitung der Venu SQ dennoch in Ordnung.
Sportfunktionen der Venu SQ
Garmins Hauptzielgruppe sind Sportler die mit smarter Technik noch mehr aus sich und ihren Aktivitäten herausholen wollen. Deshalb eignet sich die Venu SQ nicht nur zum Tracking, sondern bietet viele fortschrittliche Funktionen für aktive Menschen. Das Aufzeichnen von Trainings erfolgt durch unterschiedliche Programme für eine Vielzahl von Aktivitäten. Im Fokus stehen Ausdauer-, Winter- und Wasserportarten. Auch Programme für Golf, Kraftsport, Yoga und Pilates sind dabei.
Dennoch gibt es Lücken, wie man im Vergleich zur Apple Watch bemerkt. Apple übertrumpft mit Sportprogrammen für „Faszien-Training“ und „Fitness-Spiele“ für VR Headsets und Spielekonsolen. Hier merkt man, dass Garmin eher die klassischen Athleten im Sinn hat wohingegen Apple wirklich alle Eventualitäten abdeckt. Das Tracking exotischer Aktivitäten ist dennoch auch bei Garmin möglich. Abhilfe schafft die Verwendung eines von der Intensität ähnlichen Programms oder das Sportprogramm „sonstiges“.
Einen Unterschied macht die korrekte Benennung vor allem im Nachhinein, wenn man seine Aktivitäten im Trainingstagebuch nachvollziehen möchte. Außerdem kann die Genauigkeit der berechneten Trainingskalorien durch die Wahl des Sportprogramms beeinflusst werden.
Wer seine sportlichen Leistungen verbessern möchte, kann sich mithilfe von Garmins Laufcoach auf gängige Wettkampfdistanzen vorbereiten. Die Funktion umfasst mehrwöchige Trainingspläne und Erläuterungen verschiedener Coaches per Video. Angeboten wird der Laufcoach für die Vorbereitung auf 5km, 10km und Halbmarathon-Läufe.
Eine Besonderheit von Garmins Smartwatches ist die Möglichkeit, andere Personen die eigenen Aktivitäten verfolgen zu lassen. Über Live-Track lassen sich die Route und der aktuelle Standort aber auch das Tempo oder die Herzfrequenz online teilen. Die Funktion kann auch genutzt werden, um Notfallkontakte zu informieren, wenn die Venu SQ einen Unfall erkennt. Voraussetzung ist ein mit der Smartwatch verbundenes Smartphone mit aktiver Mobilfunkverbindung.
Genauigkeit der Herzfrequenzmessung
Der in der Venu SQ verbaute optische Sensor erhält in Testberichten und Nutzerforen sowohl Lob wie auch Kritik. Bei Aktivitäten wie Laufen und Radfahren erreicht die Herzfrequenzmessung eine durchaus passable Genauigkeit. Änderungen der Belastung und damit der Herzfrequenz erkennt Garmins Smartwatch jedoch nicht ganz so schnell wie die Apple Watch.
Deutlich wurde die Latenz vor allem beim Kraftsport. Im Vergleich zur Apple Watch 6 hinkte der angezeigte Wert der Venu SQ stets um einige Sekunden hinterher. Manchmal verlor sie auch die Spur und meldete trotz Belastung eine gleichbleibende niedrige Herzfrequenz. Besonders auffällig war dieses Versagen beim Planken, einer statischen Übung ohne Bewegung am Handgelenk. Hier erfasste Garmins Smartwatch keine Veränderung, wohingegen sich die Belastung in den Messwerten der Apple Watch deutlich abzeichnete.
Insgesamt war die Leistung jedoch besser als bei Garmins Vivoactive 4 und vieler weiterer Smartwatches, die ich getestet habe. Deshalb erreicht die Venu SQ in ihrer Preisklasse eine herausragende Leistung. Wer genauere Messwerte benötigt, verbindet die Venu mit einem ANT+ kompatiblen Brustgurt.
Schlafmessung mit der Venu SQ
Wie schon bei meinen anderen Tests von Garmin Geräten entpuppte sich die Schlafmessung als größte Schwäche der Venu SQ. Besonders gravierend ist, dass häufig zu viel Schlaf gemessen wurde. Einerseits registrieren Garmins Algorithmen kaum die kurzen Wachphasen im Schlaf, weshalb fast die gesamte Zeit im Bett als Schlaf gewertet wird. Hersteller wie Fitbit sind hier wesentlich empfindlicher und zeigen deutlich mehr Unterbrechungen an, die von der Zeit im Bett abgezogen werden.
Probleme gab es aber auch beim Erkennen des Einschlafens oder Aufwachens, sodass die Länge der Nachtruhe immer wieder überschätzt wurde. Ob bei Netflix am Abend auf dem Sofa liegend oder morgens nach dem Aufwachen lesend im Bett – Garmin misst Schlaf, auch wenn ich wach bin.
Insgesamt wurde meine Schlafdauer an manchen Tagen um eine Stunde oder auch mehr überschätzt – zu viel um das Schlafpensum realistisch einschätzen zu können. Verglichen habe ich mit der Fitbit Sense, einem Oura Ring und dem Matratzensensor Withings Sleep*, welche den Messwerten der Venu häufig widersprachen.
Auch unabhängig von einer Vergleichsmessung konnte ich die Messfehler der Venu SQ feststellen. Wenn ich beim Aufwachen auf den Wecker schaute und die Uhrzeit später mit Garmins Aufwach-Zeitpunkt verglich, gab es teilweise deutliche Abweichungen. Andere Nutzer:innen haben mir von ähnlichen Problemen berichtet, es gibt aber auch zufriedene Stimmen. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten solcher Messfehler hängt von persönlichen Faktoren und Gewohnheiten ab. Bei mir war die gemessene Schlafdauer regelmäßig zu hoch.
Neben der Schlafdauer werden auch die Schlafphasen gemessen, eine Aufgabe mit der alle Tracker Probleme haben. Bei mir war der REM-Phasen-Anteil im Vergleich zum Tiefschlaf oft auffällig hoch. Neben der Schlafanalyse misst Garmins Smartwatch die Atemfrequenz und die Blutsauerstoffsättigung. Die Messung der Atemfrequenz erfolgt rund um die Uhr. Weitere Informationen zum Schlaftracking von Garmin und anderen Herstellern findest Du in diesem Artikel.
Messung der Blutsauerstoffsättigung mit der Venu SQ
Die Messung der Blutsauerstoffsättigung führt zu einem höheren Energieverbrauch des optischen Sensors und kann manuell konfiguriert werden. Möglich sind die Messung im Schlaf, ganztägig oder die Deaktivierung zur Verlängerung der Batterielaufzeit. Bei der Messung handelt es sich wie bei den meisten Wettbewerbern um eine „Lifestylemessung“ ohne medizinische Validierung. Interessant ist die Funktion zur Überwachung im Schlaf. Niedrige Blutsauerstoffwerte könnten auf Atemprobleme hindeuten, die ggf. ärztlich abgeklärt werden sollten.
Garmin Body Battery
Garmins Body Battery gibt zu jedem Zeitpunkt die verbleibenden Energiereserven für den Rest des Tages an. Aufgeladen wird der Energiespeicher nachts, sodass man am morgen mit den höchsten Reserven startet. Je nach Erholsamkeit des Schlafs erreicht man einen Maximalwert von bis zu 100. Ist man vom Vortag besonders ausgepowert oder schläft weniger erholsam, erreicht man niedrigere Werte.
So kann man lernen, wie lange der Körper braucht, um sich von den Belastungen des Tages zu erholen. Auch den Schlaf störende Faktoren, wie zum Beispiel Alkoholkonsum, führt zu einer schlechteren Regeneration der Body Battery. Über den Tag baut sich der Wert je nach körperlicher und mentaler Belastung immer mehr ab. Einfluss haben die gemessenen Aktivitäten wie auch die Variabilität der Herzfrequenz. Diese ist ein Indikator für die Belastung des vegetativen Nervensystems.
In meinen Tests konnte ich eine grundlegende Übereinstimmung zwischen dem Messwert und meinem subjektiven Empfinden feststellen. Die über den Tag gemessene Belastung lässt sich am Messwert „Stress“ ablesen. So lässt sich nachvollziehen, weshalb sich die Energiereserven an manchen Tagen schneller und an anderen langsamer entladen.
Stressmessung mit der Venu SQ
Die Messung des Stress-Wertes erfolgt kontinuierlich und setzt einen aktivierten Herzfrequenzsensor voraus. Auf dem Display der Venu SQ kann man sich sowohl den aktuellen Wert, wie auch den Verlauf der letzten Stunden ansehen. In der Garmin Connect hat man Zugriff auf die Historie der vergangenen Tage und Wochen. Bei akutem Stress hilft eine geführte Atemübung, wobei Garmin verschiedene Varianten zur Auswahl bietet. Im Bereich Stressmessung und Regeneration positioniert sich Garmin damit als führender Anbieter. Weitere Details zur Stressmessung und der Body Battery findest Du in meinem Artikel zur Garmin Vivoactive 4.
Smarte Funktionen der Venu SQ
Auch als Smartwatch hat die Venu SQ einiges zu bieten. Neben der Anzeige von Benachrichtigungen und der Steuerung der Musikwiedergabe auf dem Smartphone kann die Venu SQ durch Apps erweitert werden. Das Angebot umfasst vor allem Apps für verschiedene Sportarten aber auch einige Lifestyle-Anwendungen.
Vergleichbar mit der Vielfalt und Qualität der Apps für die Apple Watch ist Garmins App-Store bei Weitem nicht. Dennoch gibt es viele Entwickler die Anwendungen zu Garmins Ökosystem beisteuern. Wer großen Wert auf Smartwatch Apps legt, könnte mit Garmin-Modellen mit größerem Display glücklicher werden. Diese bieten mehr Bedienkomfort als das mit 1,3″ eher kleine LCD-Display der Venu SQ.
Auch der verfügbare Speicherplatz der Venu SQ limitiert die Anzahl der installierbaren Ziffernblätter und Apps. Mehr Speicher erhält man mit der teureren Venu SQ Music, welche auch Musik speichert und über eine zusätzliche WiFi Schnittstelle zum schnellen Datenaustausch verfügt. Die Variante ohne Musik-Funktion hingegen verzichtet auf WiFi und kommuniziert nur via Bluetooth. Für die gängigsten Smartwatch-Funktionen reicht dies völlig aus.
Batterielaufzeit der Venu SQ
Im reinen Smartwatch-Betrieb erreicht die Venu SQ bis zu 6 Tage Batterielaufzeit. Die Nutzung des GPS beim Sport sowie die kontinuierliche Messung der Herzfrequenz reduzieren diesen Wert. Letztere ist Voraussetzung, wenn man die Funktionen Stress-Messung und Body Battery nutzen möchte. Im GPS-Betrieb hält die Batterie der Venu SQ für bis zu 14 Stunden. Damit sind auch längere Radtouren oder Wanderungen kein Problem.
Besonders energiehungrig ist die Messung der Blutsauerstoffsättigung. Misst der Sensor tagsüber und nachts, reduziert sich die Batterielaufzeit auch ohne größere GPS Nutzung auf ungefähr zwei Tage. Für die meisten Nutzer:innen dürfte die nächtliche SpO2-Messung jedoch ausreichend sein. Je nach sonstiger Verwendung erreicht man so 3-4 Tage Batterielaufzeit und damit einen passablen Wert für die umfangreichen Funktionen und Messwerte.
Benutzerfreundlichkeit der Venu SQ
Trotz ihres günstigen Preises verfügt die Venu SQ über die meisten Funktionen der hochwertigeren Garmin-Modelle. Daher verfügt die Smartwatch nicht nur über die gängigen Möglichkeiten beim Fitness- und Gesundheits-Tracking, sondern umfasst auch fortschrittliche Funktionen für Sportler. Dies bedarf etwas Eingewöhnung, bietet aber auch zahlreiche Vorteile. Hiervon profitieren Daten-begeisterte Sportler die sich intensiv mit den verschiedenen Messwerten und Trainingsfunktionen auseinandersetzen wollen.
Im Vergleich zu den Smartwatches von Huawei oder Fitbit fällt die Lernkurve bei der Venu SQ steiler aus. Dafür erhält man bei Garmin mehr Möglichkeiten bei der Nutzung der eigenen Daten, wie zum Beispiel dem Teilen sportlicher Aktivitäten auf Diensten wie Strava. Die zusätzliche Komplexität betrifft vor allem die Smartphone-App Garmin Connect. Hat man seine Smartwatch sinnvoll konfiguriert, erlauben der Touch-Screen und die beiden Knöpfe eine effiziente Bedienung.
Fazit und Alternativen
Die Venu SQ bietet umfangreiche Sport- und Gesundheitsfunktionen zum attraktiven Preis. Die technische Ausstattung mit GPS und SpO2-Messung lässt keine Wünsche offen. Auch die Funktionen Stressmessung und Body Battery sind gute Gründe für den Kauf einer Garmin Smartwatch. Abstriche machen muss man beim Display und der Verarbeitung der Venu SQ. Hier hat Garmin die Funktion über das Design gestellt. Dieser Kompromiss macht die Venu SQ zum idealen Modell für preisbewusste Athleten oder zum Einstieg in die Garmin Welt.
Schade ist vor allem das ungenaue Schlaf-Tracking. Das hier mehr möglich ist, beweist vor allem Fitbit, mit dem besten Schlaf-Tracking aller Smartwatches. Als Alternative zur Venu SQ empfiehlt sich deshalb die Fitbit Versa 3*. Diese verfügt ebenfalls über GPS und kommt mit einem hochwertigen Aluminiumgehäuse. Auch die Bedienung von Fitbits Smartwatches ist vergleichsweise einfach. Anspruchsvolle Sportler werden aber einige Garmin-Features vermissen.
Ebenfalls nur wenig teurer ist die Apple Watch 3* die jedoch schon ein wenig in die Jahre gekommen ist. Aufgrund des großen Leistungssprungs ab der Apple Watch 4 sollten Interessenten auch ein gebrauchtes Modell oder die Apple Watch SE* in Betracht ziehen.
Garmin selbst bietet ebenfalls ein paar spannende Alternativen. Die Venu SQ Music* speichert Songs von Spotify und Co, sodass Musikgenuss auch ohne Smartphone möglich ist. Die Vivoactive 4* hat bei ähnlichem Funktionsumfang ein hochwertigeres Gehäuse und ein großes Always-On Display. Hierfür wird jedoch ein Aufpreis von fast 100€ gegenüber der Venu SQ fällig. Günstiger ist die Forerunner 55, welche zusätzliche Funktionen für Läufer beherrscht. Wer auf Extras verzichten kann, erhält mit der Venu SQ eine überaus preiswerte Smartwatch für Sportbegeisterte.
*Hat Dir dieser Artikel geholfen? Dann nutze bei Interesse einen meiner Partner-Links, um mich zu unterstützen. Für Dich ändert sich dadurch nichts. Ich erhalte eine kleine Provision auf Deinen Einkauf, die es mir ermöglicht, weitere Inhalte zu erstellen.
Letzte Aktualisierung am 3.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
igrowdigital Newsletter
Diese Inhalte sind gut für Dich und Deine Gesundheit