Welche Rolle spielt Facebook bei Self-Tracking Diensten? Welche Daten hat das soziale Netzwerk und was passiert wenn man seine Quantified Self Apps mit dem Netzwerk verbindet? Diese Fragen und vieles mehr beantwortet Philipp Roth, Gründer und Chefredakteur von Allfacebook.de im Interview.
Hallo Philipp. Welche Daten sammelt Facebook über seine Nutzer und wie kann man selbst erfahren, welche Daten Facebook über einen hat?
Philipp Roth: Sehr pauschal gesagt sammelt Facebook alles, was es bekommen kann. Was Facebook an Daten bekommt, bestimmt dabei aber primär der Nutzer. Je besser das eigene Profil mit Hobbys, Filmen und Posts gefüllt ist, desto mehr weiß Facebook auch über den Menschen hinter dem Profil. Dazu kommen natürlich noch alle privaten Nachrichten mit Freunden, alle Kommentare und so weiter. Neben selbst vom Nutzer eingegebenen Daten gibt es dann noch eine ganze Menge an sogenannten Meta-Daten. Das kann dann so etwas sein wie deine IP-Adresse, den Browser, den du nutzt, wann du dich eingeloggt hast und wie oft du mit welchen Freunden interagierst.
Wer einen Überblick bekommen will, der kann sich die Daten einfach mal downloaden. Facebook bietet in den Einstellungen die entsprechende Option an. Dort ist dann das meiste der Daten drin. Noch mehr erhält man, wenn man seine Daten über das europäische Datenschutzgesetz anfordert.
Gibt es auch Daten oder Annahmen, die Facebook über die Gesundheit eines Nutzers hat?
Philipp Roth: Eigentlich nicht, beziehungsweise nur, wenn es der Nutzer auch selbst äußert oder eine Aktivität andeutet. Wenn man seinen Status mit „… feeling sick.“ verknüpft, ist das für Facebook eine Information, oder wenn man im Krankhaus eincheckt oder zwei Mal die Woche im Fittnessstudio.
Was passiert, wenn ein Nutzer bei Facebook gesundheitsschädliches Verhalten bis hin zu Selbstmordgedanken mitteilt? Hat Facebook hier eine Verantwortung?
Philipp Roth: Natürlich hat Facebook eine Verantwortung, man sollte diese Verantwortung aber nie auf eine Plattform abwälzen wollen. Primär sind die Freunde und Bekannten des Nutzers in der Verantwortung. Diese werden es deutlich besser erkennen, wenn die Inhalte eines Nutzers in eine solche Richtung gehen. Sobald das erkannt wird, erfüllt Facebook seine Verantwortung auch sehr gut. Wenn man den Inhalt meldet, gibt es seit mehreren Jahren eine passende Funktion, die die nächsten Schritte einleitet. Facebook arbeitet hier in jedem Land mit den entsprechenden lokalen Organisationen zusammen, die sich in diesem Bereich auskennen und sehr schnell handeln können.
Welche Daten erhält Facebook von Nutzern, die sich bei Self-Tacking-Diensten mit ihrem Facebook Account anmelden, um sich dort mit ihren Freunden zu verbinden?
Philipp Roth: Hier ist eigentlich der Anbieter des Dienstes gefragt und nicht Facebook. Facebook selbst erhält erst mal keine Daten vom Anbieter und weiß nur, dass du dich gerade irgendwo anmelden willst. Facebook weiß also nur, dass du dort einen Account hast und verifiziert dich gegenüber dem Anbieter.
Interessant wird es dann, wenn man die Inhalte freiwillig teilt. Also wenn ich jeden Lauf mit meiner Nike+ App auch auf Facebook poste, weil dann erhält Facebook natürlich die entsprechenden Daten.
Interessant ist auch der Aspekt, welche Daten der Dienst von Facebook erhält. Dies wird im Authentifizierungs-Dialog, bei dem die meisten einfach nur auf Bestätigen klicken, geklärt. Dort bestimmt der Dienst, ob er nur deinen Namen, Alter und Profilbild von Facebook erhält oder eben doch etwas mehr wie z. B. alle Posts, deinen Beziehungsstatus, deine Religion, alle Bilder usw. Man muss gerade beim Datenschutz also auf beiden Seiten aufpassen.
Facebook’s Chronik zeigt vergangene Ereignisse wie Statusupdates und Bilder, kann aber auch einen Überblick der besuchten Orte oder Lieblingsmusik anzeigen, wenn man Dienste wie Spotify oder Foursquare mit Facebook verbindet. Wie populär ist diese Lifelogging-Funktion und in welche Richtung entwickelt sich die Chronik?
Philipp Roth: Eigentlich hat sich Facebook hier schon wieder gewandelt. Wenn man sich das „Frictionless-Sharing“, wie es in 2011 von Facebook vorgestellt wurde, aktuell ansieht, dann verschwindet es zunehmend von der Bildfläche. Die eigentliche Grundfunktion dahinter und die Vernetzung unter den Freunden ist wieder zurück zum Anbieter gewandert. Als Beispiel sieht man auf Spotify selbst viel besser, welche Musik Facebook-Freunde hören und was sie gerade gehört haben. Generell steht der Austausch in kleinen Gruppen mehr im Fokus als früher. Es geht nicht mehr darum, allen zu zeigen, welche Musik man hört, wo man gerade ist oder wie weit man gelaufen ist. Es geht darum, es den relevanten Nutzern zugänglich zu machen. Facebook hat hier als Mittler, der die Personen vernetzt, ein sehr gutes Standing für die Zukunft.
Wenn man Self-Tracking Apps wie Runkeeper mit Facebook verknüpft, werden die eigenen Laufdaten in der Chronik angezeigt. Wie detailliert sind die Daten, die Facebook von mit der Chronik verbundenen Apps erhält? Hat Facebook neben den Laufdaten auch auf andere Daten aus Runkeepers Health-Graph Zugriff?
Philipp Roth: Auch in diesem Fall erhält Facebook nur, was der Nutzer über den Anbieter an Facebook weiterleitet. Wenn man eingestellt hat, dass alles automatisch synchronisiert wird, ist das sehr viel, wenn man das Sharing deaktiviert hat, ist das gar nichts.
Danke für das spannende Interview!
Philipp Roth ist Gründer und Chefredakteur von Allfacebook.de
(früher Facebookmarketing.de), einem der größten Blogs Deutschlands. Durch seine tägliche Berichterstattung ist er zu einem der führenden Facebook Experten in Deutschland geworden. Als Freelancer und Berater in diesem Bereich berät er Unternehmen, organisiert Workshops, hält Vorträge, bietet konzeptionellen Input und hilft bei der strategischen Entwicklung von Unternehmen auf Facebook.
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