In Amerika ist das Aufzeichnen von Daten zur Gesundheit weit verbreitet. Nach einer im September 2012 veröffentlichten Studie des Pew Research Centers erfassen 69 % der amerikanischen Bevölkerung einen oder mehrere Werte wie Gewicht, Blutdruck oder Blutzucker, zumeist für sich selbst, in vielen Fällen auch für eine Person aus dem persönlichen Umfeld. 21% der amerikanischen Bevölkerung nutzen Apps, Sensoren und Websites um ihre Daten zu speichern und auszuwerten, was im Vergleich zur reinen Messung ohne Aufzeichnung zu einem besseren Bewusstsein im Bezug auf die eigene Gesundheit führt.
Eine Emnid-Umfrage in Deutschland, Frankreich und Großbritannien liefert nun erstmals einen Einblick in das Interesse der Europäer am Self-Tracking. Je Land wurden 1.000 Personen zwischen 14 und 65+ Jahren befragt, welche Aspekte ihres Lebens sie gerne messen würden, um gesünder und bewusster zu Leben. Die Ergebnisse der Studie bestätigen den Eindruck, den ich während meiner Auseinandersetzung mit Quantified Self während der letzen Jahre gewonnen habe: Weit mehr als die Hälfte aller Deutschen und Briten zeigen großes Interesse daran, diverse Aspekte ihres Lebens wie gesundheitliche Indikatoren oder persönliche Finanzen zu analysieren, um besser und bewusster zu leben. Die Franzosen stehen dem Trend zum Self-Tracking etwas skeptischer gegenüber. Hier begeistert sich nur ein knappes Drittel der Befragten dafür.
Gesundheit, Umwelt, Finanzen vor Sport und Fitness
Die Befragten in Deutschland und Großbritannien interessierten sich zumeist für ihre Gesundheit: 73 Prozent der Briten und nahezu 62 Prozent der Deutschen wollen Parameter wie Bluthochdruck oder Blutzucker im Auge behalten. Mit 59 Prozent hegen die Deutschen an zweiter Stelle den Wunsch, den persönlichen Energieverbrauch überwachen zu können. Diese Frage beschäftigt insbesondere Frauen, von denen 60 Prozent ihren persönlichen CO2-Ausstoß analysieren wollen – bei den Männern ist das nur 45 Prozent wichtig. Ebenfalls interessiert zeigten sich die Befragten daran, Statistiken zu ihren persönlichen Finanzen auszuwerten (73 Prozent der Briten, 56 Prozent der Deutschen). Dieser Aspekt ist auch der einzige, der von mehr als der Hälfte der Franzosen als relevant angesehen wird.
Daten zu sportlichen Aktivitäten wie Joggen oder Radfahren interessieren im Durchschnitt nur die Hälfte der Deutschen und gar nur 42 Prozent der Briten und 34 Prozent der Franzosen. Informationen zu aufgenommenen bzw. verbrauchten Kalorien interessieren ebenfalls nur 53 Prozent der Deutschen und sogar nur 32 Prozent der Franzosen. Anders sieht dies bei den jungen Befragten zwischen 14 und 29 Jahren aus: Ihr Interesse am Life-Logging liegt zum Teil bis zu 27 Prozent über dem Durchschnitt.
Analysieren und Handeln
Auch die Nutzung der aufgezeichneten Daten hängt stark vom Alter der Befragten ab. In England zum Beispiel würden etwa 78 Prozent der jüngsten Befragten (bis 24 Jahre) ihre Leistungen steigern wollen und 72 Prozent sogar ihr Leben ändern. Bei den ältesten Befragten (65 Jahre und älter) sind dies nur 31 bzw. 32 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Deutschland und Frankreich. Ganze 46 Prozent der deutschen Jugend (14 bis 29 Jahre) fühlt sich durch die Daten motivierter, bei den Älteren (60 Jahre und älter) trifft das nur auf 22 Prozent zu. Bei den Franzosen wären mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Jugendlichen (bis 24 Jahre) motivierter, aber lediglich ein Viertel der Älteren (65 Jahre und älter) denkt genauso. Auch bei der Bereitschaft zum Teilen und Vergleichen der Daten mit anderen wird mein Eindruck aus der Quantified Self Bewegung bestätigt. Lediglich ein Drittel der Briten ist daran interessiert, die Daten mit denen anderer zu vergleichen. In Deutschland und Frankreich sind das sogar nur 22 beziehungsweise 19 Prozent.
Die Umfrage wurde im August 2013 im Auftrag von QlikTech, dem führenden Anbieter von anwendergesteuerter Business Intelligence Software durchgeführt. Wolfgang Kobel von QlikTech, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Die Studie zeigt, dass junge Menschen sehr aufgeschlossen mit der Vermessung ihres Lebens umgehen.“ Auch bei Älteren sieht er eine große Bereitschaft. „Wenn es um Themen geht, die einem am Herzen liegen – wie die eigene Gesundheit oder aber die eigene Leistung im Job, dann steigt die Bereitschaft, sich damit zu beschäftigen.” Damit belegen die Ergebnisse der Studie, dass die hohen Erwartungen an die Marktentwicklung im Bereich Quantified Self realistisch sind. Auch die Europäer besitzen ein vitales Interesse an Daten zu ihrer eigenen Gesundheit.
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Hallo Florian,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis ansehe, dann erscheinen mir die Ergebnisse allerdings alle sehr hoch. „60 Prozent der Frauen wollen ihren persönlichen CO2-Ausstoß analysieren“ — die meisten Frauen (und auch Männer) wissen doch noch nicht mal, was sie mit dieser Information anfangen sollen… Wie wurden denn die Fragen formuliert?
VG, Andrea
Die Eingangs-Frage lautete „Welchen Aspekt in Ihrem Leben würden Sie gerne messen können, um besser und bewusster zu leben?“. Insbesondere ging es nicht darum, ob die Befragten selbständig komplexe Interpretationen ihrer Daten durchführen wollen. Da mittlerweile viele moderne, Anwender-orientierte Self-Tracking-Methoden zur Verfügung stehen, ist das auch nicht nötig. Im Netz findest Du übrigens zahlreiche Websites die Dir helfen Deinen CO2-Ausstoß abzuschätzen.
Hallo Florian,
haben Sie die Originalquelle der Emnid Umfrage?
Viele Grüße,
Anika
Hallo Anika,
der Artikel basiert auf einer Pressemitteilung zur Umfrage die ich von Lewis PR erhalten habe. Inhaltlich deckt sich der Artikel weitgehend mit dieser Pressemitteilung. Ebenso konnte ich die Auswertung der Befragung einsehen aus welcher die Aussagen entnommen wurden.
Viele Grüße,
Florian
Hallo, der Einsatz der ist schön und gut je nach Spezifikation. Ich habe jedoch festgestellt das die meisten Apps geladen werden, kurzzeitig genutzt um dann entweder gelöscht oder vergessen zu werden. Die Nutzung lässt sich meist sehr schwer in den Alltag integrieren.
Grüße Heiko