Das Quantified Self Netzwerk
The Quantified Self ist ein Netzwerk aus Anwendern und Anbietern von Lösungen auf Basis persönlicher Daten. Viele der Anwendungsfälle betreffen Sport und Gesundheit wobei weitere Anwendungsarten z.B in den Bereichen Wohlbefinden, Produktivität oder Bildung liegen. Ziel der Erfassung und Analyse von persönlichen Informationen wie z.B. Vitalitätswerten ist es, Ansätze zur Verbesserung zu identifizieren aber auch häufig die Steigerung der Motivation durch regelmäßige Kontrolle des eigenen Befindens und Verhaltens. Kern des Quantified Self Netzwerks sind die „Show & Tell“ genannten Veranstaltungen, welche in über 50 Städten weltweit durchgeführt werden. Bei diesen Treffen berichten Anwender in kurzen Präsentationen über ihr Erfahrungen mit der Selbstbeobachtung und -analyse. Häufig auch stellen Startups und etablierte Unternehmen im Rahmen dieser Veranstaltungen ihre Produkte vor und suchen den Austausch mit den Anwendern. Ziel des Quantified Self Netzwerks ist die Verbreitung von Informationen über das Potential der Nutzung persönlicher Daten.
Anwender von Quantified Self Lösungen
Die Mehrheit der sogenannten Self-Tracker konzentriert sich auf die Beobachtung einzelner, für sie relevanter Eigenschaften. So analysieren ambitionierte Sportler zum Beispiel häufig ihre Ernährung, ihren Körperfettanteil und die Entwicklung Ihrer Leistungsfähigkeit anhand von Trainingspensum und Puls. Bei der Wahl der zu erfassenden Daten richten sich die meisten Anwender an ihren individuellen Anforderungen aus. Die Selbstbeobachtung ist meist mit einem konkreten Ziel verbunden, und wird solange durchgeführt, wie sie dem Anwender hilft, diesem Ziel näher zu kommen.
Veröffentlichung von Informationen im Internet
Das Teilen von Daten wie der Anzahl der gelaufenen Schritte oder des eigenen Gewichts wird bei manchen Diensten als motivierender Effekt eingesetzt. Der Vergleich mit dem sozialen Umfeld des Nutzers dient dabei als Motivationsmechanismus, welcher die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung steigern kann. Wenn Daten wie das Gewicht oder die Bewegungsaktivität geteilt werden, geschieht dies meist auf freiwilliger Basis innerhalb eines Netzwerks von Freunden, ohne dass eine Veröffentlichung im Internet erfolgt. Sensible medizinische Informationen wie Blutdruck, Blutzucker oder Krankheitsverlauf werden von Self-Trackern üblicherweise nicht mit Anderen geteilt. Bei Diensten zur Verwaltung sensibler Informationen kann durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen der Missbrauch von Daten verhindert werden.
Das Internet als Infrastruktur zur Nutzung persönlicher Daten
Die Nutzung von Informationen hat sich seit Einführung des iPhones drastisch verändert. Der Computer als zentraler Ort zur Speicherung von Informationen wird abgelöst durch eine Vielzahl digitaler Geräte, welche je nach Situation den optimalen Umgang mit Informationen ermöglichen. Klassische Computer und Notebooks bleiben als Arbeitsgeräte erhalten, werden jedoch von Smartphones und Tablets ergänzt, welche einen komfortablen Umgang mit Informationen unterwegs oder im privaten Wohnraum ermöglichen. Um die Nutzung von Informationen unabhängig von einzelnen Geräten zu ermöglichen, müssen die Daten von einem Anbieter gespeichert und dem Nutzer auf dem Gerät seiner Wahl zur Verfügung gestellt werden. Firmen wie Apple und Google bieten diese Dienstleistung für Daten wie E-Mails, Termine und Kontakte. Eine ähnliche Aufgabe übernehmen Unternehmen mit der Bereitstllung von Diensten für die digitale Verwaltung und Nutzung von Fitness- und Gesundheitsdaten.
Herausforderungen an die Akteure im Gesundheitssystem
Unsere Gesundheitsinformationen sinnvoll und sicher nutzbar zu machen, ist der Zweck von Anbietern im digitalen Gesundheitsmarkt. Ähnlich den Banken, welche uns im Internet Finanzdienstleistungen bei höchsten Sicherheitsanforderungen ermöglichen, muss die Verwaltung und Nutzbarmachung sensibler Gesundheitsinformationen unter Einhaltung höchster Sicherheitsanforderungen erfolgen. Die Einhaltung dieser Anforderungen sicherzustellen ist Aufgabe der Industrie wie auch der Gesellschaft. Deshalb ist die aufgeklärte Diskussion von technologischen Trends wie eHealth und Telemedizin in den Medien Vorraussetzung für die Mitgestaltung und Qualitätssicherung zukünftiger Standards im Gesundheitsmarkt.
Nutzung persönlicher Daten und gesellschaftliche Auswirkungen
Einige der im Umfeld des Quantified Self Netzwerks genutzten und entwickelten Technologien werden in wenigen Jahren von vielen Sportlern, Patienten und gesundheitsorientierten Menschen aufgegriffen. Die damit verbundenen Herausforderungen an den Einzelnen und an die Gesellschaft diskutieren wir im Quantified Self Netzwerk kritisch und konstruktiv. Hierdurch fördern wir das Bewusstsein für die Chancen und Risiken der zunehmenden Erhebung und Auswertung persönlicher Daten.
Darstellung von Quantified Self in den Medien
Ziel des Quantified Self Netzwerks ist die Erforschung und Erschließung des Potentials persönlicher Daten. Viele der Anwendungsfälle liegen im Bereich Sport und Gesundheit aber auch in der Verbesserung von Lernprozessen. Ebenso diskutieren wir die Verwendung von Verhaltensdaten um Prozesse aller Art zu optimieren und die Interaktion zwischen Mensch und Technologie persönlicher und natürlicher zu gestalten. Für Beiträge zu einem aktiven und selbstverantwortlichen Umgang mit der persönlichen Gesundheit und anderen Themen mit Bezug zu Quantified Self, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Literatur
c’t Ausgabe 18/2012: Artikel „Das vermessene Ich“, Jan-Keno Janssen
Karlsruher Institut für Technologie: Seminararbeit „Die Bedeutung der Quantified Self Bewegung im gesundheitsorientierten Kontext“, Marcia Nißen